 22.06.2013 00:00 Uhr
Helfer vor Ort über 1000 Mal gefordert
Feuerwehr: 16-köpfige medizinische Eingreiftruppe von Heigenbrücken bis in den Kreis Main-Spessart im Einsatz
Heigenbrücken Über 1000 Einsätze haben die First Responder, Helfer vor Ort, seit ihrer Gründung im Oktober 1999 geleistet. Das bedeutet über 1000 menschliche Schicksale, über 1000 Mal Angst und Sorge für die Hilfesuchenden. Aber auch Hoffnung. Der 1000. Einsatz führte die Helfer vor Ort zu einem Herzinfarkt nach Neuhütten.
Die Feuerwehr der Gemeinde Laufach war 1996 die erste Einheit im Landkreis Aschaffenburg beziehungsweise in ganz Unterfranken, die in regelrechte Pionierarbeit dieses System eingeführt hat. Am 14. März wurde sie zu ihrem 1000. Einsatz gerufen. Schnelle Eingreifgruppe First Responder bedeutet frei übersetzt soviel wie der zuerst Anwortende/Reagierende. Und genau das ist die 16 Helfer starke und schnelle medizinische Eingreiftruppe der Freiwilligen Feuerwehr. Bei einem medizinischen Notfall werden sie von der Rettungsleitstelle alarmiert und sind, aufgrund der räumlichen Nähe zwischen Stationierungs- und Einsatzpunkten, binnen kürzester Zeit vor Ort. In der Regel beträgt der Zeitvorsprung bis zum Eintreffen des Notarztes zwischen sechs und 14 Minuten, weiß Tobias Brinkmann, Leiter der First Responder-Einheit. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes können die Ersthelfer schon die ersten Maßnahmen, wie Blutdruckmessen und Sauerstoffgabe, vornehmen und so zur Stabilisierung des Patienten beitragen. Allein 2012 wurden die Helfer vor Ort zu 126 Einsätzen gerufen. Zum Vergleich: 2003 waren es 39. Seitdem ist die Zahl stetig steigend. Die Helfer vor Ort sind derzeit mit 16 Einsatzkräften besetzt, darunter zwei Rettungssanitäter, zwei Rettungsdiensthelfer und ein Medizinstudent mit aktiver Rettungsdiensterfahrung. Brinkmann erinnert sich an die Anfänge 1999, als das System im Landkreis Aschaffenburg noch recht neu war. Es habe viel Vor- und auch Überzeugungsarbeit gebraucht, die den Sinn der First Responder erklärte. Helfer in medizinischer Notlage »Kamen am Anfang noch irritierte Blicke der Hilfesuchenden, wundert sich heute, gut 13 Jahre später, keiner mehr, wenn die Wehr als Helfer in einer medizinischen Notlage dasteht«, sagt Brinkmann. Ursprünglich wurden die Einsatzgebiete rund um Heigenbrücken mit dem Ortsteil Jakobsthal sowie Heinrichsthal abgedeckt. Vier Jahre später wurden die Helfer vor Ort mehrfach auch in den Landkreis Main-Spessart in die Gemeinden Neuhütten, Wiesthal und Krommenthal sowie Habichsthal, gerufen. Eine offizielle Genehmigung für die Alarmierung im Nachbarlandkreis wurde beantragt und genehmigt und in Rücksprache mit den Feuerwehren vor Ort umgesetzt. 2011 konnte die First Responder-Einheit schließlich einen neuen Defibrillator kaufen (wir berichteten). Möglich wurde die Anschaffung des 16 800 Euro teuren Geräts durch zahlreiche Spenden. Annette Helfmann
Hintergrund: First Responder Heigenbrücken
Wer First-Responder-Helfer werden will, muss zunächst eine Feuerwehrgrundausbildung absolvieren. Anschließend ist die Fortbildung zum First Responder in einem 80-stündigen Lehrgang möglich. Danach folgen eine monatliche Standortausbildung sowie jährliche Fortbildungen. Das Einsatzgebiet der First Responder Heigenbrücken umfasst Heigenbrücken mit Jakobsthal, Heinrichsthal sowie im Landkreis Main-Spessart Neuhütten, Wiesthal mit Krommenthal und Habichsthal. Verteilung der Alarmierungszeiten: Mit 44 Prozent fällt der Löwenanteil der Alarmierungen zwischen 14 Uhr und 22 Uhr an. Zwischen sechs und 14 Uhr erfolgen 35 Prozent der Alarmierungen. Von 22 Uhr bis 6 Uhr sind es 21 Prozent. Verteilung der Einsatzorte: Landkreis Aschaffenburg: 53,3 Prozent Heigenbrücken, 5,8 Prozent Jakobsthal, 1,4 Prozent Heinrichsthal. Landkreis Main-Spessart: 17,5 Prozent in Neuhütten, 13,4 Prozent Wiesthal, 3,5 Prozent Krommenthal, 4,6 Prozent Habichsthal sowie 0,5 Prozent an sonstigen Orten, die nicht genau zugewiesen werden können. Verteilung der Einsätze nach Örtlichkeiten: Zu 67,6 Prozent werden die First Responder zu Einsätzen im Haushalt alarmiert. 13,3 Prozent auf der Straße, 1,9 Prozent am Arbeitsplatz, 3,7 Prozent in Wald und Flur, 1,2 Prozent in Kirchen und auf Friedhöfen, 4,2 Prozent in Gaststätten und 8,1 Prozent sonstige (Sportplätze, Wildpark, Bahnhof). An der Einsatzstelle sind in 13 Jahren 63 Patienten verstorben. 52 Patienten wurden reanimiert. Elf Reanimationen waren primär erfolgreich. Bei 58 Einsätzen war ein Hubschrauber mit an der Einsatzstelle. 59 Prozent der Patienten war männlich und 41 Prozent weiblich. (Quelle: First Responder, Feuerwehr Heigenbrücken/ahe)
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